Wer hat die besten Chancen auf das Weiße Haus? Social-Media-Prognose zur US-Wahl 2024
Die US-Präsidentschaftswahl 2024 entwickelte sich in den letzten Monaten zu einer der unvorhersehbarsten der Geschichte und sorgte bisher für intensiven politischen Diskurs auf Social Media. Lässt sich anhand der Social-Media-Kennzahlen der Kandidaten ein klarer Favorit im Rennen um die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten ablesen?
Wir analysieren in diesem Artikel, welcher der beiden Kandidaten die größten Chancen auf den Wahlsieg hat. Dafür vergleichen wir die Interaktionsrate und das Follower-Wachstum von Kamala Harris und Donald Trump auf Facebook, Instagram, TikTok und Twitter/X zwischen August und Oktober 2024 und wollen so den nächsten Präsidenten der USA prognostizieren.
Weder Harris noch Trump können Wähler auf Social Media aktivieren
Die Interaktionsrate ist die Social-Media-Kennzahl, die sich am ehesten dafür eignet, das Wahlergebnis in den Vereinigten Staaten vorherzusagen. Die Anzahl der Likes, Kommentare und Shares pro Follower, die Kamala Harris und Donald Trump generieren können, kann als direkter Indikator für die Wähleraktivierung der Kandidaten verstanden werden. Vor der letzten Präsidentschaftswahl war die hohe Post-Interaktion von Joe Biden ein starker Hinweis auf seinen Sieg: Biden konnte 2020 im Verlauf seiner Wahlkampagne seine Interaktionsrate viel stärker steigern als Trump.
In den beiden größten sozialen Netzwerken, Facebook und Instagram, können sich weder Harris noch Trump eindeutig durchsetzen. Im Vergleich zu Profilen ähnlicher Größe haben beide zwar eine überdurchschnittlich hohe Interaktionsrate, aber es fällt auf, dass die Nutzerinteraktionen beiderseits tendenziell eher abnehmen, je näher der Wahltermin rückt.
Zu Beginn ihrer Kampagne konnte Harris auf den Meta-Plattformen noch einen kleinen Vorsprung gegenüber Trump aufweisen, aber auch unter ihren Posts nimmt das Nutzer-Engagement seit Mitte September immer weiter ab und sie liegt mittlerweile gleich auf mit Trump.
Auf TikTok findet man die entgegengesetzte Situation vor. Donald Trump konnte auf der Video-Sharing-Plattform Anfang August eine besonders hohe Anzahl an Likes, Kommentaren und Shares generieren, aber auch für ihn hielt dieser Trend nicht an. Die Interaktionsrate beider Kandidaten pendelte sich auf TikTok zum Ende des Untersuchungszeitraums im Bereich um die 5 % ein.
Auf Twitter/X liegt Donald Trump mit einer durchschnittlichen Interaktionsrate von 0,24 % vor Kamala Harris mit 0,20 %. Die Demokratin hat auf der Microblogging-Plattform zwar zwischen Ende August und Anfang September mehr Likes, Kommentare und Shares als Trump generiert, konnte die hohe Nutzer-Interaktion jedoch nicht aufrechterhalten. Zum Ende des Untersuchungszeitraums fällt sie wieder unter die Werte des Republikaners ab.
In Bezug auf die Wähleraktivierung auf Social Media lässt sich also in diesem Wahlkampf kein klarer Favorit im Rennen um die Präsidentschaft ausmachen. Weder Harris noch Trump konnten ihr Engagement merklich steigern, tendenziell sinken die Nutzer-Interaktionen beider Kandidaten über die letzten Monate hinweg sogar.
Auch aus dem Follower-Wachstum lässt sich kein Favorit ableiten
Auch das Wachstum der Social-Media-Profile kann als Indiz für den Wahlsieg verstanden werden. Man kann davon ausgehen, dass ein höherer Followerzuwachs auch mehr neue Wähler für die einzelnen Kandidaten bedeutet. Das wöchentliche Wachstum zeigt den prozentualen Anteil an gewonnenen bzw. verlorenen Followern der beiden Präsidentschaftskandidaten auf den Plattformen Facebook, Instagram, TikTok und Twitter/X.
Die beiden Kandidaten gingen mit unterschiedlichen Voraussetzungen an den Start. Während Kamala Harris zu Beginn ihrer Kampagne auf Facebook, Instagram, TikTok und Twitter/X insgesamt knapp 46,7 Millionen Follower hatte, folgten Donald Trump bereits mehr als 158,3 Millionen Menschen. Harris konnte seit Bekanntgabe ihrer Kandidatur ihre Followerzahl um mehr als 4 Millionen steigern und verzeichnet damit einen relativen Followerzuwachs von + 9,98 %. Die Followerbasis ihres Herausforderers vergrößerte sich im selben Zeitraum um 6,6 Millionen (+ 4,31 %).
Trumps Erfolg in absoluten Zahlen lässt sich zu einem großen Teil auf sein rapides Wachstum auf Twitter/X zurückführen, wo er allein nach dem Erscheinen seines Interviews mit Elon Musk in der zweiten Augustwoche knapp 1,7 Millionen neue Follower generieren konnte. Inwiefern Musk die Plattform zu Trumps Gunsten beeinflusst hat, wie viele dieser Follower wirklich echt sind, oder ob es sich um Bots handelt, lässt sich nicht beurteilen. Kamala Harris hingegen konnte in absoluten Zahlen auf den Meta-Plattformen stärker wachsen als ihr Konkurrent: Auf Instagram und Facebook gewann sie mehr als dreimal so viele neue Follower dazu wie Trump.
Obwohl sie insgesamt immer noch eine geringere Anzahl an Followern hat, konnte die demokratische Kandidatin ihre Followerzahl im Untersuchungszeitraum prozentual stärker steigern und auch im Verlauf der einzelnen Wochen deutlich höhere Spitzenwerte an neuen Followern erreichen als Trump. Damit ist das relative Follower-Wachstum von Kamala Harris mehr als doppelt so stark ausgeprägt wie jenes von Donald Trump. Zum Vergleich: Joe Biden konnte vor der Präsidentschaftswahl 2020 einen viermal höheren relativen Follower-Zuwachs verzeichnen als Trump.
Fazit: Es wird knapp – jede Stimme zählt
Weder Kamala Harris noch Donald Trump können ihre Wähler auf Social Media ausreichend aktivieren, um auf Basis der Interaktionsrate eine Vorhersage treffen zu können. Vergleicht man die aktuellen Werte mit denen aus dem letzten Wahlkampf, zeigt sich, dass auf Basis der Post-Interaktionen keine Voraussage zum Wahlsieg getroffen werden kann. Während der aktuelle Präsident Biden während seines Wahlkampfes 2020 stark an Interaktion dazugewinnen konnte, nimmt das Engagement für die beiden diesjährigen Kandidaten im zeitlichen Verlauf sogar ab.
Auf Basis des absoluten Follower-Wachstums geht Donald Trump klar als Sieger aus dem Social-Media-Wahlkampf hervor. Betrachtet man jedoch den prozentualen Zuwachs, schneidet Harris stärker ab: Sie steigert ihre Followerschaft um knapp 10 % und damit mehr als doppelt so stark wie ihr Konkurrent (4,31 %). Wie sich diese Zahlen auf den Wahlsieg am 5. November auswirken, wird sich zeigen. Fakt ist: Der Wahlausgang wird knapp und jede einzelne Stimme wird dabei zählen.
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